The shepherd and Vineta

This is a popular German legend about Vineta and how the city reappears every hundred years for a day. I have not found an author to this version of the legend and also no professional english translation yet.

Two motives appear in many versions of the legend: There is a looming of the city observed shortly before it’s destruction. Looming is an optical illusion that makes objects appear to be floating above the water. It is seen as a sign of bad luck. The other motive is the ringing of the bells of the city’s churches that can be heard through the ocean on quiet days. (see also the posts about: Saeftinghe and Claude Debussy)

This text is from the website:
https://www.ost-see-urlaub.de/highlights/sagen/start/vineta.htm

Die Sage der Stadt Vineta
(Sage von der Ostsee)

An einem Ostermorgen hütete ein Schäferjunge seine Herde nahe dem Strand. Als er über die Ostsee blickte, die in der Sonne schimmernd ruhig dalag, stieg mit einem Male eine alte, ehrwürdige Stadt aus dem Wasser empor. Gerade vor ihm tat sich das reich verzierte Tor in der Mauer auf.

Erstaunt und wie von einem Trugbild geblendet saß er da. Dann aber sprang er auf und lief neugierig hinein. Die Wächter, bärtige Männer mit Spießen und Hellebarden, ließen ihn ungehindert durch und gleich sah er sich mitten unter Menschen, die sonderbar altertümlich aber prächtig gekleidet waren. Die Männer trugen lange pelzbesetzte Mäntel und Feder geschmückte Barette. Die Frauen gingen in Samt und Seide gekleidet und vom Hals hingen ihnen schwere, mit Edelsteinen besetzte Goldketten herab.

Die Straßen der Stadt waren von ungeheurer Pracht. Von den Häusern war eines immer prunkvoller gebaut als das andere, mit Fenstern aus buntem Glas, mit Säulen von weißem Marmor und Alabaster, mit reich verzierten Giebeln und die vergoldeten Ziegel ihrer Fassaden tauchten die Straßen in hellen Glanz und Schein. Von den Dächern schimmerte pures Gold.

Eilig lief der Junge auf und ab, ihm wurde unheimlich zumute, denn alles in dieser seltsamen Stadt geschah ohne den geringsten Laut. Stumm bewegten sich die Menschen auf den Straßen, stumm drängten sie sich auch um die Tische auf dem Markt, wo die Kaufleute ihre Waren ausbreiteten und stumm ihre Stoffballen entrollten, welche aus schimmerndem Samt, glänzendem Brokat, leuchtender Seide oder hauchdünner Spitze waren. Dazu gab es weiche Decken und schwere Teppiche.

Vor Staunen blieb der Junge stehen. Da winkte ihm einer der Kaufleute zu und als er weiterlaufen wollte, winkte er wieder und lachte freundlich, breitete dabei herrlichen Stoff aus und bot ihn dem Jungen an. Doch der schüttelte den Kopf. Woher sollte er, ein armer Schäferjunge, denn Geld haben, um etwas zu kaufen ? Jetzt aber begannen auch die anderen Kaufleute ihm zuzuwinken. Ihre schönsten Sachen holten sie hervor, um sie ihm anzubieten. Was sollte er nur tun ? Seine beiden leeren Hände streckte er ihnen hin. Nun mussten sie doch verstehen, dass er nichts hatte.

Der Kaufmann zeigte ihm ein kleines Geldstück und wies auf seinen ganzen Tisch voll Ware. Der Junge suchte in allen Taschen seines alten Anzugs. Aber er wusste, dass er nicht einen einzigen Pfennig besaß. Traurig und enttäuscht sahen ihm alle zu. Da lief er eilig durch die Straßen und durch das hohe Tor zurück zum Strande und zu seinen Schafen.

Als er sich umwandte, schimmerte vor ihm in der Sonne nur wieder die See und nichts war mehr zu sehen von der schönen alten Stadt, von Pracht und Glanz. Lautlos, wie sie emporgestiegen, war sie wieder in den Fluten versunken. Betrübt und nachdenklich saß der Junge noch am Strand, als ein alter Fischer vorbeikam, sich zu ihm setzte und ihn ansprach: ” Höre, wenn Du ein Sonntagskind bist, so kannst Du heute, am Ostermorgen, die Stadt Vineta aus dem Meer steigen sehen, die hier vor vielen, vielen Jahren untergegangen ist.” ” Oh, ich hab sie gesehen !” rief der Junge und berichtete dem alten Mann, was er erlebt hatte und dass die Stadt dann gleich wieder verschwunden war.

Der Fischer nickte bedächtig und begann nun zu erzählen, was ihm von Vineta bekannt geworden war: “Siehst du, hättest du auch nur einen Pfennig gehabt und damit bezahlen können, so wäre Vineta erlöst und die ganze Stadt mit allem, was darin ist, an der Oberfläche geblieben. Diese Stadt Vineta ist einst größer gewesen, als irgend eine andere Stadt in Europa, größer selbst als die gewiss sehr große und schöne Stadt Konstantinopel. Ihre Bewohner waren über alle Maßen reich, da sie mit allen Völkern der Erde Handel trieben und ihre Schiffe aus allen Teilen der Welt die schönsten und kostbarsten Waren brachten. Ihre Stadttore waren aus Erz und die Glocken aus Silber, welches überhaupt für so gewöhnlich galt, dass man die einfachsten Dinge daraus herstellte und die Kinder auf der Straße sogar mit Silbertalern Klingpenning spielten.

Je mehr Reichtum in Vineta Einzug hielt, desto mehr verfielen die Bewohner aber auch dem Hochmut und der Verschwendung. Bei den Mahlzeiten aßen sie nur die auserlesene Speisen und Wein tranken sie aus Bechern von purem Silber oder Gold. Ebenso beschlugen sie die Hufe ihrer Pferde nur mit Silber oder Gold anstatt mit Eisen und ließen selbst die Schweine aus goldenen Trögen fressen. Löcher in den Häuserwenden verstopften Sie mit Brot oder Semmeln. Drei Monate, drei Wochen und drei Tage vor dem Untergang der Stadt erschien sie über dem Meer mit allen Häusern, Türmen und Mauern als ein deutliches, farbiges Luftgebilde. Darauf rieten alte, erfahrene Einwohner allen Leuten, die Stadt zu verlassen. Denn sähe man Städte, Schiffe oder Menschen doppelt, so bedeute das immer den sicheren Untergang. Aber man gab nichts auf diese Warnungen und verlachte sie nur.

Einige Wochen danach tauchte eine Wasserfrau dicht vor der Stadt aus dem Meer und rief dreimal mit hoher, schauerlicher Stimme, dass es laut in den Straßen widerhallte:

“Vineta, Vineta, du rieke Stadt, Vineta sall unnergahn, wieldeß se het väl Böses dahn”

Auch darum kümmerte sich keiner, alle lebten weiter in Saus und Braus, bis sie das Strafgericht ereilte. In einer stürmischen Novembernacht brach eine furchtbare Sturmflut über die Stadt herein. Im Nu durcheilte der riesige Wogenschwall die Straßen und Gassen. Das Wasser stieg und stieg, bis es alle Häuser und Menschen unter sich begrub.

Dass man Vineta erlösen kann, wenn es alle hundert Jahre am Ostermorgen aus dem Meer auftaucht, hast du ja schon erfahren und erlebt, wenn es dir auch nicht glückte. Wisse nun noch, dass die silbernen Glocken der versunkenen Stadt am Johannistag in der Mittagsstunde aus der Tiefe herauf klingen, dass aber jeder, der ihren dumpfen, traurigen Tönen lauscht, eilends davongehen muss. Er wird sonst von ihrem Klang unwiderstehlich angelockt und folgt ihm nach, bis er selbst da drunten ruht.”

Ludwig Bechstein: The Tale of Vineta

This is the version from Ludwig Bechsteins collection of German Legends from 1853:

Bei der Insel Usedom ist eine Stelle im Meere, eine halbe Meile von der Stadt gleichen Namens, da ist eine große, reiche und schöne Stadt versunken, die hieß Vineta. Sie war ihrer Zeit eine der größesten Städte Europas, der Mittelpunkt des Welthandels zwischen den germanischen Völkern des Südens und Westens und den slavischen Völkern des Ostens. Überaus großer Reichtum herrschte allda. Die Stadttore waren von Erz und reich an kunstvoller Bildnerei, alles gemeine Geschirr war von Silber, alles Tischgeräte von Gold. Endlich aber zerstörte bürgerliche Uneinigkeit und der Einwohner ungezügeltes Leben die Blüte der Stadt Vineta, welche an Pracht und Glanz und der Lage nach das Venedig des Norden war. Das Meer erhob sich, und die Stadt versank. Bei Meeresstille sehen die Schiffer tief unten im Grunde noch die Gassen, die Häuser eines Teiles der Stadt in schönster Ordnung, und der Rest Vinetas, der hier sich zeigt, ist immer noch so groß als die Stadt Lübeck. Die Sage geht, daß Vineta drei Monate, drei Wochen und drei Tage vor seinem Untergang gewafelt habe, da sei es als ein Luftgebilde erschienen mit allen Türmen und Palästen und Mauern, und kundige Alte haben die Einwohner gewarnt, die Stadt zu verlassen, denn wenn Städte, Schiffe oder Menschen wafeln und sich doppelt sehen lassen, so bedeute das vorspukend sichern Untergang oder das Ende voraus – jene Alten seien aber verlacht worden.

An Sonntagen bei recht stiller See hört man noch über Vineta die Glocken aus der Meerestiefe heraufklingen mit einem trauervoll summenden Ton.

english translation:
There is a place in the sea near the island of Usedom, half a mile from the town of the same name, where a large, rich, and beautiful town has sunk, which was called Vineta. In its time it was one of the largest cities in Europe, the center of world trade between the Germanic peoples of the south and west and the Slavic peoples of the east. Exceedingly great wealth reigned there. The city gates were of bronze and rich in artistic sculpture, all common utensils were of silver, all table utensils of gold. Finally, however, civil discord and the unbridled life of the inhabitants destroyed the flowering of the city of Vineta, which in splendor and splendor and location was the Venice of the north. The sea rose and the city sank. When the sea is calm, the boatmen can basically still see the streets far below, the houses of a part of the city in the most beautiful order, and the rest of Vineta, which is shown here, is still as big as the city of Lübeck. The legend goes that Vineta waffled three months, three weeks and three days before its sinking, when it appeared as an aerial structure with all towers and palaces and walls, and knowledgeable elders warned the inhabitants to leave the city, because if Cities, ships or people waffle and let themselves be seen twice, that means spookily certain doom or the end ahead – but those old people were laughed at. On Sundays when the sea is fairly calm, you can still hear the bells ringing up from the depths of the sea above Vineta with a mournful humming sound. (This is a very rough google translation. I did not find the tale in a proper english translation)

Vineta: the first mention

Vineta is a mythical sunken city off the German or Polish North Sea Coast. I was suprised to find out that the first mention of Vineta can be found in the travel writings of Ibrahim ibn Yaqub from around 960 CE. According to historians, Ibn Yaqub was a traveler and merchant from a jewish-seraphim family from Spain, who converted to Islam and who traveled extensively through Northern Europe. He wrote in arab and gave the first reliabel accounts of the Polish and Viking societies. He mentions a city called “Weltaba” – in modern Polish “Wełtawa” translates roughly as “place among waves” – and which he describes as the largest city in Europe, close to the sea and with twelve gates, located in the farthest north-west corner of what is today Poland.

There are other accounts about such a northern metropolis from the 10. and 11. Century CE: “The very respected town of Vineta once lay at the mouth of the Oder to the Baltic Sea,” writes Helmold von Bosau (1120 – 1177) in his “Slavic Chronicle”, “which offered the Slavs, Greeks and Saxons living around it a world-famous base. Of all the cities in Europe, it was certainly the largest and inhabited by many peoples. In terms of manners and hospitality you could not find more decent and kind-hearted people than there. Rich in goods from all countries, that city had all amenities.”

But mentions cease after around 1.170 CE. Today it is assumed that Vineta, or Weltaba, is not one city but rather that the myth actually combines the historic events around two cities and political centers of that era: Jaromarsburg (Arkona) and Wolin or Vimne. Both cities were either destroyed or deserted at the beginning of the 11. Century CE and both were powerful and wealthy cities. It took another 600 years for Vineta to reappear on several maps, but this time as a myth or a historical speculation.

Drawing from a swedish map from 1693.

For more information see also here and here (both German)
and the other posts in this blog.

The floating Church

This swimming building in an artificial lake in Saxonia, combines the commemoration of two sunken citites: The shape of the dome resembles the church of Magdeborn, a former town that was evicted in the 1970s and the area was later flooded by the lake. The name however refers to the mythical sunken city Vineta, located in the Baltic sea in or closeby the Szczecin Lagoon. The building is also used as an “event center”.

Vineta on a map from 1693

A map of the Swedish state survey of Pomerania, the first comprehensive cadastre of a German territory, shows how much the sunken city in the sea fascinated the contemporaries. Towards the end of the 17th century, Swedish land surveyors had mapped and described Western Pomerania, which had fallen to Sweden in the Peace of Westphalia. This resulted in more than 1700 colored maps. Only in one case did the cartographers add a decorative depiction to the map image. It is the map of Koserow and Damerow on the island of Usedom. A city view with baroque gabled houses, city wall, gate and castle has been added above the map image and painted over with a transparent blue. From the Latin description we can gather that this is the famous sunken city of Vineta. So the Swedes suspected Vineta before Damerow.
Source (german): https://www.kulturwerte-mv.de/Landesarchiv/Archivalien/Bisherige-Beitr%C3%A4ge/2009-09-Vineta-auf-einer-Karte-schwedischer-Landmesser/

Germany; 17. Century; Christian; Illustration on Map; City: Vineta